Kod Alberta
Verlag: Ljevak, Zagreb
Čolićs Wurzeln in seiner Heimat Bosnien sind genauso spürbar wie ein französisches Weltbürgertum. In Albertos Kneipe treffen sich Verlierer und großherzige Clochards, auf dem Bahnhof Poe in der fiktiven Stadt Narseille, irgendwo zwischen Sarajevo, Dubrovnik und Marseille.
Krieg und Tod werden gleich zu Beginn als etwas angekündigt, das sich später ereignen wird, als Katastrophe, die auf brutale und tragische Weise auch das Schicksal der „Kinder vom Bahnhof Poe“ kennzeichnet. Sie hängen zwischen den Wänden der Kneipe herum, in der man Jazz und Rock hört, Majakowski, Baudelaire und Bukowski zitiert, im Viertel der Ausländer, Einsamen und Verrückten, eine groteske Gesellschaft von Trinkern, Junkies, Kranken, Betrügern und Huren verschiedenster Hautfarbe und Nation. Manchmal klingen sie wie Tom Waits, gelegentlich strippen sie zu „White Rabbit“, ihre Schicksale sind oft bizarr bis an die Grenze des Unwahrscheinlichen, doch ihre „Dämmerzone“ ist eine letzte Zuflucht vor dem, was der Krieg dieser Stadt gebracht hat.
Velibor Čolić fragt sich durch die Oberfläche bis zu den grundlegenden Werten von Gut und Böse hindurch, seine obskure Narseiller Bahnhofskneipe ist Erkennungsmelodie genug, um die – wie es an einer Stelle heißt – „Apostel des für immer verlorenen westlichen Paradieses“ anzurufen.